12. 08. 2025

Am Morgen des 6. August wurde im Deutschen Hospital eine Gedenkfeier abgehalten, die in ihrer Ausgestaltung eher intimen Charakter besaß als den formellen Vorgaben zu entsprechen. Die Feier zum 200-jährigen Jubiläum der Freundschaft zwischen Deutschland und Argentinien wurde im neuen Auditorium des Krankenhauses abgehalten und versammelte Persönlichkeiten beider Gemeinschaften. Im Rahmen der Veranstaltung wurden Emotionen, Musik, persönliche Erinnerungen und eine symbolische Geste mit starker Zukunftsorientierung zum Ausdruck gebracht.

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Der neue Saal des Deutschen Hospitals war anlässlich der Feierlichkeiten zum 200-jährigen Jubiläum der deutschen Einwanderung nach Argentinien bis auf den letzten Platz gefüllt.

Die Moderation des vollbesetzten Saals wurde von Martín Wullich übernommen, der durch die verschiedenen Programmpunkte führte. Unter den Anwesenden befanden sich Vertreter des Krankenhauses, der deutschen Botschaft sowie verschiedener Einrichtungen, darunter die FAAG, das Maria Luisen Kinderheim, das DWG, der Deutsche Klub in Buenos Aires und das Centro DIHA. Darüber hinaus waren auch Mitglieder des medizinischen Personals des Deutschen Hospitals zugegen.

Eine Rede aus dem Herzen

Die Eröffnung der Feier erfolgte durch Ricardo R. Berthold, dem Präsidenten des Deutschen Hospitals. In einer herzlichen und sehr persönlichen Rede betonte er, dass das Krankenhaus “eine Institution mit Geschichte ist, und diese Geschichte ist geprägt von Kontinuität”. Berthold wies in seiner Rede darauf hin, dass die im Jahr 1867 gegründete Einrichtung ursprünglich zur Unterstützung deutschsprachiger Einwanderer in Argentinien ins Leben gerufen wurde. Er betonte zudem, dass das Krankenhaus heute fest in der gesamten Gemeinschaft verankert ist.

In einer zurückhaltenden emotionalen Weise teilte er eine persönliche Erinnerung: “Meine Eltern, Gertrud Zimmermann und Robert Berthold, kamen vor 95 Jahren im Hafen von Buenos Aires an. Obwohl sie nicht mehr unter uns weilen, lebt ihr Vermächtnis in einer 19-köpfigen Nachkommenschaft weiter”.

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„Die Geschichte des Deutschen Hospitals ist eine Kette von Generationen, die durch ihre Berufung zum Dienst verbunden sind“, sagte Ricardo Berthold bewegt.

Berthold würdigte nicht nur seine Eltern, sondern alle deutschen Einwanderer, die seit 1825 ins Land gekommen waren, und bekräftigte mit Nachdruck: “Wir werden immer das Deutsche Hospitals bleiben. Wir ehren unsere Wurzeln und tragen sie mit Stolz”.

Eine symbolische Verbindung

Nach Berthold ergriff der deutsche Botschafter in Argentinien, Dieter Lamlé, das Wort. Er begann seine Rede humorvoll und volksnah: „Wir verpflichten uns, uns in 200 Jahren hier im Deutschen Hospitals wiederzusehen, um 400 Jahre Freundschaft zwischen Deutschland und Argentinien zu feiern“, sagte er lachend.

Er dankte insbesondere dem medizinischen und pflegerischen Personal: „Die Arbeit, die Sie leisten, ist bewundernswert: Sie ermöglichen es, dass jeden Tag Hunderte von Patienten versorgt werden können.“ Und er unterstrich die Bedeutung des Krankenhauses innerhalb des deutsch-argentinischen institutionellen Gefüges: „Sie sind hier in Argentinien führend im Gesundheitswesen, bringen modernste Technologie ein und sind immer einen Schritt voraus.“

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„Die Verbindung zwischen Argentinien und Deutschland blüht schon seit zwei Jahrhunderten und wird noch lange weiter blühen“, meinte Botschafter Dieter Lamlé.

Der Botschafter erklärte, dass diese Feierlichkeiten zum 200-jährigen Jubiläum aus vier zentralen Gründen stattfinden. Der erste: die deutschen Einwanderer und ihre Nachkommen zu würdigen. „Auswandern ist nie einfach“, sagte er. „Es bedeutet, alles zurückzulassen: die Familie, die Sprache, die Freunde. Viele kamen nach einer zweimonatigen Reise unter harten Bedingungen an, ohne Spanisch zu sprechen und ohne jemanden zu kennen. Und dennoch haben sie sich integriert, gearbeitet und tiefe Spuren in den Bereichen Gesundheit, Wissenschaft und Landwirtschaft hinterlassen.“ Als Beispiel nannte er die Gründung der Akademie der Wissenschaften in Córdoba: „Von den 20 Gründern waren 19 Deutsche.“

Der zweite Grund bezog sich auf Argentinien. „Dieses Land hat mindestens 45.000 Deutschen, die vom Nazi-Regime verfolgt wurden, das Leben gerettet. Als andere Länder ihre Türen schlossen, öffnete Argentinien sie. Deshalb sagen wir ganz klar: Danke, dass Sie Leben gerettet haben.“

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Die Zeremonie endete mit der symbolischen Pflanzung eines Ginkgo-Biloba-Baums in den Gärten des Krankenhauses.

Der dritte Grund war zukunftsorientiert. In diesem Kontext betonte Lamlé die Relevanz des fortwährenden Aufbaus von Beziehungen zwischen Deutschland und Argentinien und wies auf die Herausforderung hin, die neuen Generationen für deutsche Institutionen zu begeistern. Er vertritt die Auffassung, dass Tanz, Bier und Würstchen allein nicht ausreichend sind. “Es ist essenziell, ein erweitertes Angebot zu schaffen: Ausbildung, Arbeitsplätze und konkrete Chancen” seien die Ziele. Er verwies auf die duale Ausbildung – ein Modell der technischen und beruflichen Bildung, das Theorie und Praxis verbindet – als einen möglichen Weg, um diese Brücke zwischen den Generationen zu stärken.

„Deutsche Unternehmen in Argentinien und argentinische Unternehmen mit deutschem Profil können in diesem Prozess eine Schlüsselrolle spielen.“ In diesem Zusammenhang berichtete er von seinen zahlreichen Reisen ins Landesinnere, insbesondere in Provinzen wie Misiones und Entre Ríos. „In Misiones hat jeder dritte Einwohner deutsche Vorfahren. In Crespo sind 50 % der Bevölkerung deutscher Herkunft.

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Von links nach rechts: Ferdinand Porák, Vizepräsident des Deutschen Hospitals; Botschafter Dieter Lamlé mit seiner Frau Ulrike und Ricardo Berthold, Präsident des Deutschen Hospitals.

Es gibt ein unglaubliches Potenzial”, betonte er. „Und wir von der Botschaft sind entschlossen, dieses Potenzial sichtbar zu machen und zu begleiten.” Er erinnerte an seine letzte Reise ins Landesinnere, bei der er von Vertretern der Deutsch-Argentinischen Handelskammer, der Stiftung Verbundenheit, der FAAG und der Evangelischen Kirche begleitet wurde: „Wir haben Gemeinden besucht, die heute bereits enge Beziehungen zu unseren Institutionen unterhalten. Die Saat trägt bereits Früchte.“

Der vierte Grund, den er für diese Gedenkfeier anführte, hatte eine symbolische Dimension: das Pflanzen eines Baumes. „Ein Baum steht für unsere Wurzeln – Geschichte, Tradition, Werte –, aber auch für Wachstum, Erneuerung und die Zukunft, die wir aufbauen wollen“, sagte er. Und fügte hinzu, dass diese Geste den Geist des 200-jährigen Jubiläums zusammenfasse.

Zum Abschluss erzählte der Botschafter eine persönliche Anekdote. Seine Frau Ulrike, die ebenfalls an der Feier teilnahm, hatte 1982 als Praktikantin im Deutschen Krankenhaus gearbeitet, als sie noch Medizinstudentin war. „Es war mitten im Malwinenkrieg”, berichtete er. „Wie alle idealistischen jungen Menschen wollte sie auf die Inseln reisen, um den Soldaten zu helfen. Glücklicherweise erfuhr ihr Vater rechtzeitig davon, kam nach Argentinien und überzeugte sie, nach Hause zurückzukehren und ihr Studium zu beenden.“ Mit einem Lächeln schloss Lamlé: „Ich bin sehr froh, dass sie diese Entscheidung getroffen hat.“

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Nach den Reden von Ricardo Berthold und Dieter Lamlé spielte ein Streichquartett, das aus Solisten des Nationalorchesters Argentiniens bestand, unter der Leitung von Pablo Bercellini, Auszüge aus Haydns Werk. Von links nach rechts: Bruno Ismael Franco und María Cecilia García an der Violine, Elizabeth Ridolfi an der Viola und Pablo Bercellini am Violoncello.

Musik und Erinnerung

Nach den Reden betrat ein Streichquartett, bestehend aus Solisten des Nationalorchesters Argentiniens, die Bühne. Unter der Leitung von Pablo Bercellini spielte das Ensemble, bestehend aus María Cecilia García, Bruno Ismael Franco, Elizabeth Ridolfi und Bercellini selbst, Stücke von Haydn und sorgte so für einen Moment der Ruhe und Besinnung inmitten der Veranstaltung.

Anschließend wurde ein bewegender Film des Deutschen Krankenhauses gezeigt. Der Film bot einen visuellen und historischen Überblick, der drei Erzählstränge miteinander verband: die deutsche Einwanderung nach Argentinien, die Entwicklung des Landes im 19. und 20. Jahrhundert und die 158-jährige Geschichte der medizinischen Einrichtung.

Die Zukunft pflanzen

Der Abschluss der Veranstaltung fand in den Gärten des Krankenhauses statt, wo Ricardo Berthold und Dieter Lamlé gemeinsam einen Ginkgo Biloba pflanzten, als Symbol für 200 Jahre Freundschaft. Diese bedeutungsvolle Geste unterstrich die Idee einer Verbindung, die nicht nur die Vergangenheit ehrt, sondern auch auf die Zukunft setzt.

Es gab noch Zeit für eine letzte Überraschung: Der Vizepräsident des Deutschen Krankenhauses, Ferdinand Porák, überreichte Ulrike Lamlé eine offizielle Krankenhausschürze mit ihrem Namen. Ulrike, die Frau des Botschafters, war 1982 Praktikantin im Deutschen Krankenhaus, und diese Geste besiegelte eine persönliche Verbindung zu der Einrichtung.

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Ulrike Lamlé erhielt von den Verantwortlichen des Deutschen Hospitals eine Kittel mit ihrem Namen als Erinnerung an ihren Aufenthalt im Krankenhaus im Jahr 1982.

Eine gemeinsame Feier

Die Veranstaltung endete mit einem Empfang in der kürzlich renovierten Cafeteria des Krankenhauses, wo die Gäste in ungezwungener Atmosphäre miteinander anstießen. In einer kameradschaftlichen Atmosphäre trafen Geschichte und Gegenwart wieder aufeinander. Denn wie der Botschafter sagte: „Diese Verbindung ist nicht nur Erinnerung. Sie ist eine Verpflichtung, ein Engagement und eine Zukunft, die es zu gestalten gilt.“

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Von links nach rechts: Thomas Leonhardt (DWG), Federico Leonhardt (DWG) und Gabriel Mulero, Geschäftsführer des Rehabilitationszentrums und Seniorenheims Los Pinos-DWG
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Carina Pöltl, Leiterin der Abteilung für Werbung und Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Hospitals (links), zusammen mit Cristina Arheit vom Maria Luisen Kinderheim.
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