Buenos Aires (AT) – Dieter Lamlé, der deutsche Botschafter in Argentinien besuchte Córdoba im Rahmen der AHK-Tour, die von der Deutsch-Argentinischen Industrie-und Handelskammer gefördert wird. Im Interview mit der argentinischen Zeitung La Nación äußerte er sich zum EU-Mercosur Abkommen: “Deutschland setzt sich für eine zügige Ratifizierung des Freihandelsabkommens zwischen der Europäischen Union und dem Mercosur ein. Das Abkommen ist ein starkes Signal gegen Protektionismus und für eine regel- und wertebasierte Handelspolitik. Es ist für unser Land von großer strategischer und wirtschaftlicher Bedeutung“.
Argentinien produziert und vermarket “wettbewerbsfähig” die Deutschland heute brauche, betonte der Diplomat. “Sei es Lithium in den nördlichen Provinzen, das für die Energiewende, die von unserer Regierung gefördert wird, unverzichtbar ist; sei es saubere Energie wie grüner Wasserstoff, der in Argentinien so effizient hergestellt werden könnte wie an nur wenigen anderen Orten in der Welt, oder seien es Agrarprodukte, die bereits heute den Großteil des Warenaustauschs zwischen unseren beiden Ländern ausmachen”.
Im Verlauf des gesamten Gespräschs mit La Nacion betont der deutsche Botschafter allerdings auch wie wichtig eine neue Vertrauensgrundlage nicht nur auf politischer sondern auch auch auf unternehmrischer Grundlage sein wird, um die große Chancen nutzen zu können, die beide Länder heute teilen. Dafür ist sowohl eine langfristig gedachte Staatspolitik auf beiden Seiten wie auch eine geordnete Makroökonomie auf argentinischer Seite von Nöten. “Dann wird das Vertrauen in das Land wieder aufgebaut”, so der Botschafter.
Lamlé hob insbesondere die Stärke der Beziehungen zwischen beiden Ländern hervor und hier die Fortschritte, die sich seite Jahresbeginn ergebn hätten: “Vor wenigen Monaten hat der German Accelerator sein erstes lateinamerikanisches Büro in Buenos Aires eröffnet. Dabei handelt es sich um eine Plattform, die den Austausch zwischen Start-ups aus verschiedenen Ländern und Deutschland fördert. Außer in Buenos Aires hat GA nur noch Büros in Städten wie Hongkong oder New York”, erklärte der deutsche Chefdiplomat in Argentinien. Als weiters Beispiel hib Lamle das Max-Planck-Institut hervor. Die deutsche Forschungseinrichtung hat in Buenos Aires ihr einzige Vertretung in Buenos Aires eingerichtet. “Argentinien ist etwas Besonderes, und das hat viel mit dem Potenzial, der Ausbildung und der enormen Kreativität der Argentinier zu tun”, sagte er.
Von der grünen Energie zur Wissenschaft
Mit Blick auf die kommenden Monate und Jahre hob der Botschafter den Energiesektor als einer der potenzial größten Bereiche wo das Potenzial für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen beiden Länder mit am Größten ist. “Ich denke da zum Beispiel an die Zusammenarbeit im Bereich der grünen Energie, wo Argentinien ein enormes Potenzial hat, weil es viel Platz, Sonne, Wind und Wasser hat. Und Deutschland hat Bedarf, weil wir mitten in der Energiewende stecken. Das ist ein Beispiel dafür, wie unsere Volkswirtschaften sehr voneinander profitieren könnten”, so Lamlé.
Der Diplomat erklärte, daß derzeit allein 200 deutsche Unternehmen, Interesse haben in Argentinien zu investieren, “wenn die Bedingungen stimmen”. Dazu erinnerte er daran, dass seit Januar mehr als zehn politische und wirtschaftliche Delegationen aus Deutschland nach Argentinien gereist sin. “Sie alle sind hierher gekommen, weil sie neugierig sind, was sich mit der neuen Regierung ändert”, strich Lamlé heraus.
Die Bedeutung der Rahmenbedingungen
Dazu müßten vor allem die Bedingungen stimmen. “Die deutsche Wirtschaft muß sich darauf verlassen können, dass ihre argentinischen Partner in der Lage sind, dauerhafte und stabile Handelsbeziehungen aufrechtzuerhalten”, betonte der Botschafter. Im Gespräch mit La Nacion erinnerte er die argentinischen Leser daran welchen Stellenwert für die deutschen Verbraucher insbesondere die Nachhaltigkeit der Produkte, die sie konsumieren, heute ist.. “Sich auf eine umweltfreundlichere Produktion zu konzentrieren, kann zu einem Wettbewerbsvorteil werden, wenn man Produkte auf dem deutschen Markt verkaufen möchte”, so Lamlé.
Einen besonderen Schub können hierfür gerade die Reformprojekte der neuen Regierung entwickeln. “Es ist wichtig, dass es klare Regeln, einen verlässlichen Gesetzesrahmen und eine langfristige Staatspolitik gibt. Projekte wie das RIGI sind für unsere Unternehmen im In- und Ausland von großem Interesse”, schloß Lamlé. Zur Erinnerung: RIGI oder “Régimen de Incentivo para Grandes Inversiones” ist das von der Regierung Milei im Gesetzespaket Ley Bases enthaltene Regelwerk zum Schutze und Förderung von Investitionen. Seinerseits gehört Ley Bases zur Gesetzesvorlage, die nach einer knappen Abstimmung im Senat Ende letzter Woche kurz vor seiner Annahme im Parlament stehen könnte.
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