19. 10. 2023

Buenos Aires (AT) – Die Geschichte holt Argentinien ein. Nicht nur wegen einer Wahl, die -wieder einmal in der jüngeren Geschichte des Landes- sehr viel mehr als eine neue Regierung bestimmt. Am Mittwoch durchlebte die Haupstadt Buenos Aires erneut die Angst vor einem Terrorattentat als bekannt wurde, das die israelische und die US-amerikanische Botschaft Bombendrohungen erhalten hatten. Sicherheitskräfte evakuierten die isarelische Botschaft und sperrten den Verkehr auf der Avenida de Mayo -einer der Hauptverkehrsadern der argentinischen Hauptstadt- vorsorglich ab. Sowohl in der diplomatischen Vertretung Israels wie der USA blieb die nachfolgende Hausdurchsuchung jedoch ergebnislos.

Der Sicherheitschef der israelischen Botshaft hatte in den Morgenstunden die Polizei in Kenntnis gesetzt, dass eine Bombendrohung per E-Mail eingegangen sei. Ersten Berichten zufolge erfolgte die Bombendrohung gegen das US-Hauptquartier ebenfalls per E-Mail. Gegen Mittag hieß es offiziell: “Es gibt keine glaubwürdigen Drohungen gegen die Botschaften in Argentinien. Wir arbeiten weiter wie üblich. Darüber hinaus wurde die argentinische Polizei aufgrund der aktuellen Weltlage vorübergehend vor der Botschaft stationiert“.

Atentado Israel Bomba Embajada EEUU
Die Angst vor einem Terroranschlag ist in Argentinien nicht gerade ein unbekanntes Gefühl. (quelle: eldiarioar.com)

Die Bombendrohungen ereignen sich in Folge des eskalierenden Krieges im Nahen Osten und insbesondere nach dem Angriff am Dienstag auf ein Krankenhaus im Gazastreifen, für den sich Israel und palästinensische Militärs gegenseitig die Schuld geben und bei dem mehr als 200 Menschen starben. Das argentinische Außenministerium hatte am Mittwoch den Angriff auf das Al Ahli Arab Krankenhaus in Gaza scharf verurteilt. “Die argentinische Regierung betont erneut, dass das Völkerrecht eingehalten werden muss. Sie fordert ein Ende der Gewalt und garantiert den Schutz der Zivilbevölkerung, um eine humanitäre Katastrophe zu vermeiden”, hieß es. 

AMIA Israel Atentado Bomba Argentina
Der AMIA-Anschlag war der größte Terroranschlag in der Geschichte Argentiniens. (quelle: Perfil.com)

Dreißig Jahre danach 

Die Angst vor einem Terroranschlag in Argentinien ist kein Einzelfall in Argentinien. Das Land war bereits in den 90er Jahren Schauplatz des Terrors. Am 17. Juni 1992 bracht ein Selbstmord-Attentäter einen mit Sprengstoff gefüllten Kleinlaste in der Garage der damaligen israelischen Botschaft zur Explosion. 22 Menschen starben und 242 wurden zum Teil schwer verletzt. Das Gebäude in einem der dichtbesiedelsten Stadtviertel der Hauptstadt gelegen wurde völlig zerstört.

Zwei Jahre später, am 18. Juli 1994 kam es in der Zentrale der jüdischen Gemeinde, die Asociación Mutual Israelita Argentina (AMIA), zu einem ähnlichen Bombenattentat, bei dem 85 Menschen starben und 300 verletzt wurden. Es war der schwerste Anschlag in der Geschichte des Landes. Der Selbtsmord-Attentäter zündete eine 300 bis 400 kg schwere Bombe, die er in einem Renault-Lieferwagen vor das Gebäude geparkt hatte. Der Attentäter, der 21-jährige Libanese Ibrahim Hussein Berro, konnte erst im November 2005 identifiziert werden.

Der Anschlag löste das umfassendste Ermittlungsverfahren der argentinischen Rechtsgeschichte aus.  Die Hintergründe für den Anschlag sind bis heute ungeklärt. “In Argentinien ist es nach den beiden grausamen Anschlägen auf die Botschaft und die AMIA abscheulich, wieder dieses Gefühl der Angst zu haben”, so der ehemalige AMIA-Präsident Ariel Eichbaum. 

Laut den neuesten demografischen Statistiken leben derzeit rund 250.000 jüdische Einwohner in Argentinien. Es ist die größte jüdische Gemeinde in der spanisch sprechenden Welt und die siebtgrößte weltweit. Argentinien ist dem Konflikt im Nahen Osten näher, als es scheint.

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