11. 03. 2024

Buenos Aires (AT) – Treibhausgase, wie beispielsweise Methan, stehen heute gleichbedeutend für Klimarisiko. Methan macht 16% (nach Volumen) der gesamten jährlichen Treibhausgasemissionen aus, die wir Menschen verursachen, und trägt damit massgeblich zur Erderwärmung bei. Eine der Hauptquellen von Methangasemissionen ist die Anhäufung von Abfällen auf Mülldeponien. Bevölkerungswachstum, Industrialisierung und die zunehmende Verstädterung auf der Welt treiben diese jährlich weiter hoch. Auch in Argentinien.

Deponien setzen Methan frei, wenn organische Abfälle wie Speisereste, Holz, Pappe, Papier und Gartenabfälle ohne Sauerstoff zersetzt werden. Methan bindet über einen Zeitraum von 20 Jahren 86 Mal mehr Wärme in der Atmosphäre als Kohlendioxid

Zwischen Januar 2019 und Juni 2023 ist Methan in großen Mengen insgesamt auf 1.256 Mülldeponien weltweit ausgetreten, wie The Guardian jüngst auf der Grundlage globaler Satellitendaten des Umweltforschungsunternehmens Kayrros berichtete. Pakistan, Indien und Bangladesch führen die Liste der Länder mit den meisten Lecks an. Dahinter: Argentinien, Usbekistan und Spanien, so The Guardian. 

Der Fall Argentinien

Die Daten zu Argentinien sind allerdings mit Vorsicht zu betrachten, beurteilte Nadia Mazzeo, Umweltwissenschaftlerin und Dozentin an der Universität von Buenos Aires, die Daten von The Guardian im Gespräch mit dem argentinischen Portal Infobae. “Es gibt verschiedene Arten von Mülldeponien auf der Welt. Laut dem Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) werden sie in vier Kategorien eingeteilt: unkontrollierte flache und tiefe Deponien, Mülldeponien und nicht kategorisierte Deponien. In Mülldeponien wird verdichtet und der Luftraum verringert. Auf diese Weise werden die Abfälle ohne Sauerstoff abgebaut, was die Methanemissionen erhöht, im Vergleich zu Deponien, wo der Zugang zu Sauerstoff während der Zersetzung größer ist”, sagte sie.

Methan stellt eine große Herausforderung bei der Bewältigung der Klimakrise dar. (quelle: pipolnews.com.ar)

Die Expertin erklärte: “Man kann heute nicht sagen, dass Argentinien einer der größten Verursacher von Methanemissionen ist, denn die von Kayrros veröffentlichten Informationen berücksichtigen nur die Deponie, die Abfälle aus der Provinz Buenos Aires aufnimmt: den Centro de Ambiente Nord III von Ceamse (Anm. d. Red: die Behörde, die im Großraum Buenos Aires für die Abfallentsorgung zuständig ist und deren Name “Coordinación Ecológica Área Metropolitana Sociedad del Estado” ist). Es gibt auch Deponien in anderen Gebieten des Landes”.

Nach Angaben des argentinischen Ministerium für Humankapital gibt es in Argentinien 41 Mülldeponien und 234 Müllkippen. “Messungen, wie die von Kayrros, wurden nicht an allen Deponien durchgeführt”, so Mazzeo. Sie fügte aber hinzu: “Es ist jedoch bekannt, dass nur 5% der argentinischen Treibhausgasemissionen aus dem Abfallsektor stammen”. 

Eine Frage der Rechtsprechung?

Demgegenüber erklärte Sergio Federovisky, Biologe und Ex-Umweltminister, dass “in Argentinien ein Problem der Rechtsprechung besteht. Die Verantwortung für die Abfallentsorgung liegt bei den Stadtverwaltungen, und es gibt keine öffentliche Behörde, die für die Messung der Methanemissionen aus Abfällen zuständig ist”. Daher seien auch die Emissionsdaten von Kayrros begrenzt. “Unser Land sollte seine eigenen Messungen der Methanemissionen durchführen”, sagte Federovisky. 

Auf dem UN-Klimagipfel im Jahr 2021 haben sich mehr als 100 Länder verpflichtet, die Methanemissionen bis 2030 um 30% zu senken. Der Präsident der International Solid Waste Association (ISWA), Carlos Silva Filho, erklärte, dass das globale Ziel für 2030 nicht erreicht werden kann, wenn die Emissionen der Abfallindustrie nicht reduziert werden. “Die Reduzierung von Methan ist die einzige Lösung, um das globale Temperaturziel von 1,5°C zu erreichen”, sagte er.

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