Buenos Aires (AT) – Der Rückblick fokussiert in diesen Tagen in Argentinien auf die Leistungen der Regierung Milei im Jahr 2024 insbesondere im Bereich Inflation und Geldpolitik. Erstaunlich wenig oder kaum steht dabei eine der größten Altlasten der lokalen Wirtschaft und ihre immer schnellere Abwicklung im Mittelpunkt. Womit wir beim Stichwort: Privatisierung wären – und der Herkuleslesitung, die es dabei zu bewältigen gilt. Waren es bis Mitte 2024 nicht mehr als vollmundige Ankündigungen der Regierung auf dem Felde der Staatsunternehmen zeigte sich nach der Benennung des ehemaligen Zentralbankschefs Federico Sturzenegger zum Minister für Deregulierung schnell ein anderes Bild.
„Der Staat muss kein Unternehmer sein. Wir werden versuchen, alles schnell abzuwickeln. Es muß alles raus“, bestätigte ein Mitarbeiter im Team von Diego Chaher gegenüber der Zeitung Infobae . Chaher ist Leiter der Agencia de Transformación de las Empresas Públicas (Agentur zur Transformation von Staats-Unternehmen) und arbeitet mit Sturzenegger zusammen.
Privatisierungsplan: strategischer Ansatz
Chaher überwacht die Situation von 59 Unternehmen – 40 plus 19 Tochtergesellschaften – in Staatsbesitz oder mit gemischter Beteiligung. Dazu gehören player aus den Bereichen Verkehr, Industrie und Handel, Innovation, Energie, Finanzen, öffentliche Arbeiten und Kommunikation. Das “Kronjuwel” und das heißeste Eisen gleichzeitig ist die Luftverkehrsgesellschaft Aerolineas Argentinas. Mit über 11.000 Angestellten, ist das Staatsunternehmen eines der verschuldedsten Unternehmen seiner Art auf der Welt. Bis Ende 2023 verbrannte die 1950 gegründete Airline rund US$ 14 Millionen an Unterstützungszahlungen – pro Tag. Aerolíneas Argentinas ist seit der Liberalisierung Lufverkehrssektors im Juli 2024 ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Um den Prozess zu beschleunigen fordert Milei immer lauter “mehr Schub”. Im Fokus stehen dabei lateinamerikanischen Wettbewerber, die an einer Übernahme interessiert sein könnten. Die Optionen: Komplett-Verkauf oder auch die Übertragung von Strecken. Auch eine vollständige Liquidation des Unternehmens wird nicht mehr ausgeschlossen.
Die Zielvorgabe
Einem Mantra gleich verlautete es immer wieder im Laufe des Jahres aus dem Umfeld von Sturzenegger: „Der Staat weiß nicht, wie man Unternehmen führt“. Dabei ist es unerheblich ob es sich in einigen Fällen um strategisch wichtige Unternehmen handelt oder ob -in anderen Fällen- die Unternehmen in den letzten Monaten doch noch Überschüsse erwirtschaften konnten “Alles muss raus“.
Die Regierung arbeitet dabei mit verschiedenen Privatisierungs- bzw. Verkaufsmodellen für die 59 Staatsunternehmen. Die Optionen reichen von Direktverkäufe, zu Konzessionen und Börsengängen. Im Fall eines Listings plant das Büro von Chaher immer mit Unternehmens-Gruppen und nicht mit Einzelanbieter vorzugehen. „Das ist der größte Schritt, den wir machen wollen“, erklärten Quellen aus dem Amt. „Die Fristen hängen vom Zustand jedes einzelnen Unternehmens ab“. In jedem Fall: “Alles muss raus”.
Die Teams um Chaher und Sturzenegger arbeiteen auch an der Umwandlung von Staatsbetrieben in Aktiengesellschaften, was die Börsennotierung des Unternehmens erleichtern würde. Ein Prozess, der mittelfristig etwa zehn Unternehmen betreffen dürfte. Dies setzt jedoch die Genehmigung fälliger Bilanzen voraus, und es gibt eine beträchtliche Anzahl von Unternehmen, die mehrere Jahre im Rückstand sind.
“Es ist alles sehr verwirrend”
Bremser sind die Gewerkschaften. „Es ist alles sehr verwirrend, sie wollen die Anteile ausschreiben und eine Mehrheit für den Staat behalten, mit Beteiligung der Arbeitnehmer“, sagte der Vorsitzende einer Gewerkschaft mit starker Präsenz in einem staatlichen Unternehmen gegenüber Infobae. Tatsache ist, das der Privatisierungsplan der Regierung Milei immer größere Fahrt aufnimmt, mit Aerolíneas Argentinas als größte Herausforderung. Es muss eben alles raus.
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