01. 05. 2025

Neuquén / Puerto MadrynPatagonien steht immer stärker im Fokus der internationalen Wasserstoffdebatte. Beim Wasserstoffforum der Deutsch-Argentinischen Handelskammer (AHK) in der patagonischen Stadt Puerto Madryn, Provinz Chubut, betonte Santiago Enriquez, Koordinator für grüne Wasserstoffprojekte bei der AHK Argentinien, das wachsende Potenzial des Landes, sich als Teil der globalen Energiewende zu positionieren.

„Wir befinden uns in einem globalen Wettlauf“

Im Rahmen seins Vortrages „Argentinien und Deutschland, Schnittstellen für die Förderung der Wasserstoff-Industrie“ machte Enriquez deutlich, dass Argentinien zwar bereits in internationale Dialoge eingebunden sei, nun jedoch konkrete Voraussetzungen schaffen müsse, um wettbewerbsfähig zu werden. „Wir befinden uns in einem globalen Wettlauf – mit großen Herausforderungen, aber auch einzigartigen Chancen, Teil einer internationalen Wertschöpfungskette zu werden“, sagte er.

Enriquez verglich die aktuelle Phase der Wasserstoffentwicklung mit dem Aufstieg des Kunststoffs während der Industrialisierung des Erdöls: „Auch hier entsteht eine neue Industrie – und wie damals braucht es Zeit, Infrastruktur, Know-how und Geduld. Es ist kein linearer Weg, sondern eine Lernkurve.“

Gustavo Menna, Ignacio Torres, Annika Klump, AHK
Für die Verantwortlichen der patagonischen Provinz Chubut ist die Wasserstoff-Industrie mehr als nur Hoffnungsträger wie die Podiumsdiskussion mit Vizegouverneur Gustavo Menna (2.v.l.) und Gouverneur Ignacio Torres (2.v.r.) mit AHK Energie & Umwelt Referentin, Annika Klump, aufzeigen konnte (Foto: AHK)

Wasserstoff als geopolitische Antwort

Besonders Deutschland hat nach dem russischen Angriff auf die Ukraine einen energiepolitischen Kurswechsel vollzogen. Die Abkehr von russischem Gas und der verstärkte Fokus auf Dekarbonisierung in energieintensiven Branchen haben Wasserstoff in den Mittelpunkt gerückt. Bereits 2020 verabschiedete Berlin eine nationale Wasserstoffstrategie – eine der ersten weltweit.

Bis 2030 will Deutschland 50 bis 70 Prozent seines Wasserstoffbedarfs importieren, was bis zu 130 Terawattstunden jährlich entsprechen könnte. Die 2024 beschlossene Importstrategie benennt Argentinien als einen möglichen Schlüsselpartner.

Planungssicherheit, entscheidend für Partnerschaft

Für Enriquez ist klar: Argentinien darf diese Chance nicht verpassen. Doch dafür brauche es klare gesetzliche Rahmenbedingungen. „Investoren brauchen Rechtssicherheit. Nur wenn der Privatsektor langfristig planen kann, wird Deutschland Argentinien als verlässlichen Lieferanten wahrnehmen.“ Die Podiumsdiskussion “Wasserstoff im Rahmen der nationalen und provinziellen Energiepolitik“ vertiefte wenig später die rechtlichen Grundlagen, die diese Einbindung seitens des Gesetzgebers derzeit noch einfordert.

Er verwies auf das deutsche Förderprogramm H2Global, das internationale Ausschreibungen zur Wasserstoffbeschaffung ermöglicht. Dabei kaufen Regierungen – unter anderem Deutschland, die Niederlande, Kanada und Australien – Wasserstoffprodukte ein und verkaufen sie auf nationalen Märkten weiter. „Ein solcher Dreiecksmechanismus schafft Verlässlichkeit. Denn anders als beim Öl existiert beim Wasserstoff kein globaler Referenzpreis“, erklärte Enriquez.

Ein weiteres Schlüsselprojekt sei H2UPPP, eine öffentlich-private Initiative, die das erste deutsche Wasserstoff-Pilotprojekt in Argentinien realisierte: das Gaucho-Projekt in der Provinz Santa Cruz. Enriquez, der das Projekt für die AHK koordinierte, bezeichnete es als „Meilenstein“ in der bilateralen Zusammenarbeit. Gerade in der Region Patagonien seien mehrere rein argentinische Unternehmens-Initiativen bereits auf diesem Weg, wie es die Referenten Ismael Retuerto (Eco Refinerías del Sur) und Juan Khouri (Dosbio) im Rahmen der Podiumsdiskussion “Wasserstoff-Projekte in Patagonien und ihre internationale Einbindung” erläutern sollten.

Mut zur Pionierarbeit

Die AHK arbeite derzeit mit zahlreichen Partnern aus Wirtschaft, Technik und Politik an einer Marktöffnung für grünen Wasserstoff. „Es sind vor allem Pioniere, die heute investieren – oft ohne kurzfristige Renditeaussichten. Ihr Engagement ist bemerkenswert und verdient Sichtbarkeit“, so Enriquez.

Mit Deutschland als erfahrenem Partner und mit einer klaren Vision könne Argentinien seine natürlichen Ressourcen und sein technisches Know-how nutzen, um sich zu einem relevanten Akteur auf dem internationalen Wasserstoffmarkt zu entwickeln.

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