30. 04. 2025

Von Antonio Ojeda

Neuquén / Puerto MadrynPatagonien entwickelt sich zunehmend zu einem Vorreiter im Bereich nachhaltiger Energie. Mit ehrgeizigen Projekten, die natürliche Ressourcen in umweltfreundliche Brennstoffe umwandeln sollen, rückt die Region in den Fokus internationaler Energiepolitik. Beim Wasserstoffforum der AHK – Ausgabe Patagonien – gaben die Experten Ismael Retuerto (Eco Refinerías del Sur) und Juan Khouri (Dosbio2 Energie der Erde) Einblicke in die strategischen Potenziale vor Ort.

In der Podiumsdiskussion „Wasserstoffprojekte in Patagonien – regionale und internationale Chancen“ betonte Retuerto: „Das ist längst keine bloße Absicht mehr – es ist offizielle Politik.“ Seine Aussage stützt sich auf konkrete Voraussetzungen: Über 100.000 Hektar mit bestätigten Windverhältnissen, direkter Zugang zum Meer und gesetzliche Rahmenbedingungen, die industrielle Vorhaben ermöglichen, ohne dabei geschützte Gebiete zu gefährden.

Synthetische Kraftstoffe: Industrie statt Stromtrassen

Eco Refinerías del Sur treibt ein Projekt zur Herstellung von SAF (Sustainable Aviation Fuel) voran – einem synthetischen Flugkraftstoff aus grünem Wasserstoff und abgeschiedenem Kohlenstoff. „Wir exportieren nicht die Energie, sondern holen die Industrie nach Patagonien“, erklärte Retuerto. Der Bau großflächiger Stromnetze zur Energieübertragung sei weder wirtschaftlich noch technisch sinnvoll – die Lösung liege in der lokalen Verarbeitung.

Das Projekt setzt auf entsalztes Meerwasser zur Wasserstoffgewinnung und nutzt CO₂ aus Industrieemissionen oder direkt aus der Atmosphäre. Der Markt für SAF ist bereits vorhanden: Fluggesellschaften und Flugzeughersteller haben sich zur Nutzung verpflichtet, und in Europa gelten verbindliche Beimischungsquoten. Die erste Produktionsanlage soll jährlich 100.000 Tonnen SAF liefern – genug, um Flughäfen wie Ezeiza und weitere in der Region zu versorgen.

Foro Hidrógeno Puerto Madryn, AHK
(Foto: AHK)

Biogene Kraftstoffe: Chancen für die Landwirtschaft

Juan Khouri, CEO von Dosbio, verfolgt einen ergänzenden Ansatz: die Herstellung von Biogas und flüssigen Biokraftstoffen aus landwirtschaftlichen Abfällen. „Grüne Moleküle werden sich als Erste durchsetzen – weil sie schon heute wirtschaftlich tragfähig sind“, so Khouri. Rohstoffe wie Garnelenreste, Maisstroh oder Luzerne dienen als Basis für Biogen L – einen Biokraftstoff, der laut neuer IMO-Richtlinie bereits zu 30 % mit Schiffskraftstoffen gemischt werden kann.

In Chubut plant Dosbio den Bau einer Anlage, die jährlich bis zu 140.000 Tonnen Biogen L produzieren könnte – unter Nutzung vorhandener Flächen und bestehender Öl-Infrastruktur. „Wir reden hier nicht über Visionen, sondern über reale Ressourcen und erprobte Technik. Mit einem verlässlichen Rechtsrahmen und unter Einbindung des RIGI ist das heute machbar“, erklärte Khouri.

Der Süden gibt die Richtung vor

Beide Projekte zeigen: Patagonien hat das Potenzial, sich als regionaler Anbieter für nachhaltige Kraftstoffe zu etablieren – sei es mit SAF für die Luftfahrt oder mit Biogas für die Schifffahrt. „Es geht nicht darum, das Öl zu verdrängen, sondern es sinnvoll zu ergänzen. Die Zukunft gehört den Ölgesellschaften – als Betreiber grüner Moleküle“, sagte Khouri.

Die Energiewende ist keine ferne Vision mehr. Sie findet bereits statt – strategisch, konkret und mit wachsender Dynamik. Und sie nimmt in Chubut ihren Anfang.

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