Von Antonio Ojeda
Neuquén / Puerto Madryn – Das Potenzial für die Produktion grüner Energie in Argentinien ist bekanntermaßen groß – doch ohne gesetzliche Grundlage wird es ungenutzt bleiben. Das betonte die Mehrheit der Teilnehmer des Wasserstoffforums 2025, das die Deutsch-Argentinische Industrie- und Handelskammer (AHK) Ende April in der Stadt Puerto Madryn in der patagonischen Provinz Chubut organisierte. Unter dem Titel „Wasserstoff im Rahmen der nationalen und provinziellen Energiepolitik“ diskutierten der Vizegouverneur von Chubut, Gustavo Menna, die Abgeordneten Ana Clara Romero und Juan Carlos Villalonga (ex Greenpeace Argentina) über den Stand der Gesetzgebung zum Thema Wasserstoff und die politischen Herausforderungen.
„Argentinien braucht ein klares, langfristiges Wasserstoffgesetz“, betonte Menna. Das bestehende Investitionsförderprogramm RIGI (Régimen de Incentivo a las Grandes Inversiones) könne dafür kein Ersatz sein. „Mit seiner Laufzeit von nur zwei Jahren ist es für Industrien wie Wasserstoff, die langfristige Investitionen erfordern, schlicht nicht geeignet“, so der Vizegouverneur. Zudem sei das Programm ein Indiz dafür, „dass der Staat selbst keine stabilen Regeln schaffen kann“.
Ein politisch breit getragenes Projekt
Die Initiative für ein Wasserstoffgesetz wurde im vergangenen Jahr von der Abgeordneten Ana Clara Romero auf Basis von Fachbeiträgen verschiedener Branchenvertreter eingebracht. Der Entwurf befinde sich noch im Unterhaus des argentinischen Parlaments, werde aber fraktionsübergreifend unterstützt, erklärte Romero: „Gustavo hat das Thema von Anfang an vorangetrieben. Heute liegt ein Vorschlag vor, den Abgeordnete aller politischen Lager mittragen.“
Ziel sei es, einen gesetzlichen Rahmen zu schaffen, der Investitionen absichert und die Entwicklung emissionsarmer Wasserstofftechnologien fördert. Gemeinsam mit dem Energieministerium werde derzeit an einer tragfähigen Gesetzesgrundlage gearbeitet. Die Zeit dränge: „Die Entscheidung muss noch in diesem Jahr in drei Ausschüssen getroffen werden. Zwei davon werden von La Libertad Avanza kontrolliert – es ist entscheidend, dass sie den Ernst der Lage erkennen“, sagte Romero.
„Grüner Wasserstoff braucht eigene Regeln“
Juan Carlos Villalonga wies darauf hin, dass grüner Wasserstoff weltweit noch keine reife Industrie darstellt: „RIGI wurde für etablierte Branchen geschaffen. Aber im Wasserstoffbereich fehlen bisher Massenmärkte, ausgereifte Technologien und stabile Nachfrage, wie es auch andere Referenten des Treffens bestätigten. Diese Branche steht noch ganz am Anfang – und braucht ein eigenes Gesetz.“

Villalonga verwies auf Chile und Brasilien, die zwar weiter seien, jedoch ebenfalls mit strukturellen Problemen kämpfen. „Chile ist noch nicht wettbewerbsfähig, Brasilien baut gerade erst seinen Binnenmarkt auf. Argentinien darf hier keine improvisierten Lösungen verfolgen.“ Der AHK-Experte Santiago Enriquez hatte im Vorfeld die große Chance erläutert, die eine Zusammenarbeit Deutschlands und Argentiniens für den gesamten Sektor bieten könnte.
Jetzt entscheiden – oder den Anschluss verlieren
Alle drei Experten sind sich einig: Die Zeit zum Handeln ist jetzt. „Wir haben die natürlichen Ressourcen, das technische Know-how und jahrzehntelange Erfahrung im Energiesektor“, sagte Menna. „Aber ohne klare, politisch breit abgestützte Regeln werden wir erneut zurückfallen.“
Romero brachte es auf den Punkt: „Dieses Jahr ist entscheidend. Entweder wir setzen das Gesetz um – oder wir verpassen die Chance. Es gibt keinen Spielraum mehr für Verzögerungen.“
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