Buenos Aires (AT) – Begabt, geheimnisvoll und weltbekannt; Lola Mora war die erste Bildhauerin Lateinamerikas. Geboren als Dolores Candelaria Mora Vega de Hernández wurde sie am 17. November 1866 in der Stadt Tala, Provinz Salta, geboren. Sie zog früh in die Provinz Tucumán und bezeichnete sich oft als Tucumana, weshalb ihre Herkunft oft umstritten ist. Weltbekannt wurde sie als Lola Mora, eine der größten Marmorkünstlerinnen der Region. Aber nicht nur wegen ihres Talents, sondern auch aufgrund ihrer Leistung, sich in einer Gesellschaft durchzusetzen, die es einer Frau nicht erlaubte, Bildhauerin zu sein.
Tochter eines Kaufmanns katalanischer Herkunft war Mora, die dritte von sieben Geschwistern. Im Alter von 18 Jahren verlor sie ihre Eltern innerhalb von zwei Tagen: ihre Mutter starb an einer Lungenentzündung und ihr Vater an einem Herzinfarkt. Zwei Jahre später lernte sie den italienischen Maler Santiago Falcucci kennen und nahm Unterricht, um ihre Mal- und Zeichenkenntnisse zu verbessern. Sie begann, wichtige Persönlichkeiten der High Society von Tucumán zu porträtieren, womit sie wiederum ihren Unterricht bezahlen konnte. Ihr Name machte in der politischen und intellektuellen Gesellschaft die Runde.
Zwischen Rom und Buenos Aires
Im Jahr 1894 stellte sie eine Sammlung von Porträts der Gouverneure von Tucuman aus und etablierte sich als herausragende Künstlerin. Der Erfolg der Sammlung gab ihr den Anstoß, nach Buenos Aires zu reisen und sich um ein Stipendium zu bewerben. Sie erhielt es und ging nach Rom, um bei dem Maler Francesco Paolo Michetti und dem Bildhauer Giulio Monteverde, der als “der neue Michelangelo” galt, zu lernen. Lola Mora entiwckelte sich schnell zu seiner besten Schülerin. Ihr Erfolg verbreitete sich in ganz Europa, nachdem ihr Marmor-Selbstporträt für die “Exposition Universelle de Paris” 1889 mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde.
Moras Prestige schaffte es bis nach London und Moskau. Sie erhielt die Aufträge, die Statue von Königin Victoria für die australische Hauptstadt Melbourne aber auch die Statue von Zar Nikolaus I. in St. Petersburg zu entwerfen. Sie lehnt jedoch dankend ab. Der Grund: sie hätte die britische oder russische Staatsbürgerin annehmen müssen, was sie rundweg ablehnte.
Ihrem freien Geist stets treu, heiratete sie im Alter von 42 Jahren den 17 Jahre jüngeren Luis Hernández Otero, Sohn des ehemaligen Gouverneurs der Provinz Entre Ríos Sabá Zacarías Hernández. Einige Jahre später kam es zur Trennung. Zu sehr brauchte sie ihre “Freiheit, um eine Frau zu sein”, wie sie selbst sagte. Ihre Unabhängigkeit spiegelte sie auch in ihrer Kleidung wider: Sie trug Gaucho-Hosen, Männerhemde und Schal zu einer Zeit, in der Frauen Röcke, Korsetts und große Hüte trugen.
Ihre Rückkehr in die Heimat
1902 kehrte Lola Mora nach Buenos Aires zurück, mitsamt einer ihren bekanntesten Kunstwerke der Fuente de las Nereidas (a.d der Brunnen der Nereiden), jedoch löste ihr Meisterwerk zur Ankunft in Buenos Aires einen Skandal aus. Die nackten Körper der Nereiden, die durch die Venusquelle aus dem Wasser auftauchten, wurden von der High Society von Buenos Aires als obszön angesehen und als “schrecklicher Schandfleck” gebrandmarkt. 1915 wurde der Brunnen vom Kongress demontiert und 1918 in den Parque Colón in der Casa Rosada verlegt, wo sie noch heute an der Costanera Sur, am Eingang zum Ökologischen Reservat, steht. Der Brunnen ist eine ca. 6 m hohe und 13 m breite Skulptur, die vollständig aus Carrara-Marmor besteht und von der Künstlerin in ihrem Atelier in Rom geschaffen wurde.
Um 1920 verkaufte Lola ihre Villa in Rom und gab die Bildhauerei auf, um sich anderen Projekten zu widmen. Doch nichts schien zu punkten. Zwischen den Jahren 1932 und 1933 ließ sich Mora mitsamt ihrer Familie in Buenos Aires nieder, doch ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich schrittweise. Im Jahr 1935 bewilligte der Kongress ihr eine monatliche Rente von ARS $200, die sie jedoch nie erhielt, da sie im darauffolgenden Jahr im Alter von 69 Jahren starb, nachdem sie elf Monate lang an einem Schlaganfall gelitten hatte.
Lola Mora war die erste Bildhauerin Lateinamerikas. Sie schaffte es, sich in einem Bereich zu etablieren, in dem Frauen nicht willkommen waren, und erlangte dadurch historische und globale Aufmerksamkeit. Während der Internationale Tag der Bildhauerei am 6. März anlässlich der Geburt Michelangelos gefeiert wird, wird Lola Mora in Argentinien am 17. November mit dem Nationalen Tag des Bildhauers und der plastischen Künste geehrt.
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