29. 06. 2024

Stuttgart / Buenos Aires – Nun rollt es also wieder, das runde Leder. Heute beginnt die Europameisterschaft (EM) mit dem Klassiker Deutschland gegen San Marino. Oder war es doch Schottland? „Egal, ob San Marino oder Schottland, Hauptsache Österreich!“ (nach Andy Möller).

EM als Wirtschaftsfaktor? Eher nicht.

Die Euro 2024 ist nicht nur ein sportliches Großereignis, sie gilt auch als Wirtschaftsfaktor. Allerdings gibt eine Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle wenig Anlass zur Hoffnung auf eine EM-Konjunkturspritze. Denn in Deutschland ist der Investitionsbedarf gering – die nötige Infrastruktur war schon zuvor weitgehend vorhanden. Die geschätzt 650 Tausend Fans aus dem Ausland dürften 250 Mio. € in Deutschland ausgeben (ein besonderes Prosit an die Anhänger von der Insel: „Ich habe viel von meinem Geld für Alkohol, schöne Frauen und schnelle Autos ausgegeben. Den Rest habe ich einfach verprasst“, George Best). Für eine Volkswirtschaft der Größe Deutschlands vernachlässigbar. Das tröstet darüber hinweg, dass Deutschland Körperschaftssteuern in geschätzt gleicher Höhe entgehen, weil die UEFA nicht bereit ist, auf ihre EM-Gewinne Steuern zu zahlen. Ebenfalls vernachlässigbar. Auch der Wachstumsschub des „WM-Sommermärchens“ 2006 war gesamtwirtschaftlich unbedeutend. Wenn Experten für 2024 mit ähnlich geringem Effekt rechnen, „gehe ich mit denen ganz chloroform“ (Helmut Schön).

Gewinnen lohnt sich.

Während die Austragsländer keine nennenswerten ökonomischen Vorteile von der EM haben, sieht es für die Sieger übrigens ganz anders aus: Das LBBW Research hat errechnet, dass sich das Wirtschaftswachstum im übernächsten Jahr nach dem Titelgewinn sehr robust darstellt (siehe rechts). Eine Erklärung.

Jenseits von statistischem Zufall haben wir nicht, „da steckste nicht drin“ (Jupp Derwall). Aber vielleicht hält die Serie ja, daher: „Wir müssen gewinnen, alles andere ist primär!“ (Hans Krankl).

Hoffen wir, dass der große Gary Linneker recht behält: „Fußball ist ein Spiel von 22 Leuten, die rumlaufen, und am Ende gewinnt immer Deutschland.“ Unsere Wirtschaft könnte es brauchen. „Ich habe vom Feeling her ein gutes Gefühl“ (schon wieder Andy Möller). Aber wenn es so ausgeht, wie bei der letzten WM? Darüber legen wir mal diskret den Mantel des Schweigens. „Man darf auch nicht alles so schlecht reden, wie es war“ (Fredi Bobic).

Es gibt nur eine Möglichkeit: Sieg, Unentschieden oder Niederlage.

Franz Beckenbauer

Wie dem auch sei, lassen Sie uns das Thema Fußball nicht „zu sehr hochsterilisieren“ (Bruno Labbadia). Denn sollte Deutschland doch wieder in der Vorrunde rausfliegen, bleibt uns zum Trost die zeitlose Weisheit des serbo-hessischen Fussballphilosophen Dragoslav Stepanovic: „Lebbe geht weida!“.

Vollbeschäftigung auf dem Fußballplatz

Mut macht doch auf alle Fälle, dass der Sport ein Wirtschaftszweig ist, in dem Arbeitskräftemangel noch kein Thema ist. Chefcoach Julian Nagelsmann ist es gelungen, alle elf Positionen zu besetzen. Und allem Anschein nach handelt es sich um „eine gut intrigierte Truppe“ (Lothar Matthäus), die „körperlich und physisch topfit“ ist (Thomas Häßler). Nagelsmann hat sogar noch ein paar Fachkräfte in der Hinterhand, die erstmal untätig am Spielfeldrand herumsitzen. Aber sicher wird sich auch diesmal der eine oder andere wie einst Steffen Freund freuen dürfen: „Es war ein wunderschöner Augenblick, als der Bundestrainer sagte „Komm Stefan, zieh‘ Deine Sachen aus, jetzt geht’s los!“

Viel Spaß und Daumen drücken!

Ich wünsche Ihnen allen auch für die nächste Runde eine unterhaltsame Europameisterschaft. In Anbetracht Ihrer Nachsicht mit diesem etwas ungewöhnlichen Klartext verabschiede ich mich für heute „mit nur einem Wort: Vielen Dank!“ (Horst Hrubesch).

Dr. Moritz Kraemer,
Chefvolkswirt und Leiter Research

LBBWResearch@LBBW.de

Logo - LBBW

Disclaimer
Diese Publikation richtet sich ausschließlich an Empfänger in der EU, Schweiz und in Liechtenstein. Diese Publikation wird von der LBBW nicht an Personen in den USA vertrieben und die LBBW beabsichtigt nicht, Personen in den USA anzusprechen.

Aufsichtsbehörden der LBBW: Europäische Zentralbank (EZB), Sonnemannstraße 22, 60314 Frankfurt am Main und Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Graurheindorfer Str. 108, 53117 Bonn / Marie-Curie-Str. 24-28, 60439 Frankfurt.

Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.

Wir behalten uns vor, unsere hier geäußerte Meinung jederzeit und ohne Vorankündigung zu ändern. Wir behalten uns des Weiteren vor, ohne weitere Vorankündigung Aktualisierungen dieser Information nicht vorzunehmen oder völlig einzustellen.

Die in dieser Ausarbeitung abgebildeten oder beschriebenen früheren Wertentwicklungen, Simulationen oder Prognosen stellen keinen verlässlichen Indikator für die künftige Wertentwicklung dar.

Die Entgegennahme von Research Dienstleistungen durch ein Wertpapierdienstleistungsunternehmen kann aufsichtsrechtlich als Zuwendung qualifiziert werden. In diesen Fällen geht die LBBW davon aus, dass die Zuwendung dazu bestimmt ist, die Qualität der jeweiligen Dienstleistung für den Kunden des Zuwendungsempfängers zu verbessern.

Es könnte dich interessieren

Im Fokus: Europameister zu werden, lohnt sich

Dr. Moritz Kraemer ist Chefvolkswirt und Leiter Research der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). ...
29. 06. 2024

Foro-Futuro: “Wir wollen Europa umarmen, aber Europa distanziert sich”

Die Friedrich-Ebert-Stiftung und die Deutsche Botschaft luden zum Foro Futuro “Herausforderungen ...
29. 06. 2024
Elena EstrellaVon

Reformpaket Ley Bases: Argentiniens “Man on the Moon Moment”

In der Nacht zum Freitag hat das Unterhaus des argentinischen Parlaments das ambitionierte ...
28. 06. 2024
Flavio CannillaVon

Was ist RIGI und warum ist es Argentiniens neuer Hoffnungsträger?

RIGI, an dem Kürzel machen sich derzeit die Investitions-Hoffnungen innerhalb wie auch ausserhalb ...
28. 06. 2024

Hacé tu comentario

Por si acaso, tu email no se mostrará ;)