Buenos Aires (AT) – Javier Milei sagt für seine ersten Monate im Amt ein Bestehen der hohen Inflationsrate voraus. Auch die Devisenbeschränkungen aufzuheben, müsse vorerst auf sich warten lassen. Das erklärte er am Dienstag in einem exklusiv-Interview mit dem argentinischen Sender LN+ und seinen Journlaisten Luis Majul, Jonatan Viale und Pablo Rossi. “Die Preise sind heute nicht reell und wurden über zu lange Zeit künstlich niedrig gehalten. Dieses Missmanagement fordert früher oder später seinen Tribut ein”, erklärte der am Sonntag gewählte künftige Regierungschef. Die seit Jahren in Argentinien geltenden Devisenbschränkungen werde er zunächst beibehalten müssen. „Bevor wir da rangehen müssen wir die Zeitbombe der Leliqs entschärfen und das mit der Präzision eines Uhrmachers“, erklärte der Ökonom. Eine Leliqs ist ein fest verzinstes Schuldinstrument, das den Banken zur Geldanlage bei der argentinischen Zentralbank (BCRA) zur Verfügung steht. Im Gegenzug für die von der BCRA gezahlten Zinsen bieten die Finanzinstitute den Sparern ihrerseits festverzinsliche Anlagen.
Die Last der Leliqs
Die Leliqs kamen 2018 auf den Markt, mit dem Ziel den Zufluss argentinischer Peso in den Markt einzuschränken und damit zwangsläufig die Nachfrage nach US-Dollars zu reduzieren, wenn nicht einzubinden. Derzeit beläuft sich der Anteil von Leliqs und Swaps an der Bilanz der BCRA auf über US$ 40 Milliarden (Anm. d. Red.: AR$ 14 Billionen). Demgegenüber verfügt die BCRA derzeit über nicht als US$ 21,1 Milliarden.
“Das Risiko einer Hyperinflation ist in Argentinien klar da. Noch ist sie vermeidbar doch wird sie uns abverlangen mehr als vorsichtig vorzugehen. Ohne vorher das Problem der Leliqs anzugehen, lassen sich die Beschränkungen zum Erwerb ausländischer Devisen nicht aufheben. Alles andere würde die Hyper(inflation) auslösen. Also erst Leliqs, dann Devisenbeschränkungen. Erst dann kann die Wirtschaft gesunden“, erklärte Milei. Der ehemalige Akademiker und Berater erklärte zudem er werde den dazu benötigten Ausgleich nicht auf Kosten der Bevölkerung vollziehen. Doch gab Milei keine Details wie er das zu schaffen gedenkt.
Sechs harte Monate
Beim Thema Inflation geht der gelernte Volkswirtschaftler davon aus, dass diese vor allem in den Sommermonaten weiter ansteigen könnte, bevor sie sich im Verlauf von zwischen 18 und 24 Monaten einordnen lasse. “Die Ergebnisse unserer Politik werden sich also nicht kurzfristig einstellen. Die Maßnahmen um die Hyperinflation zu vermeiden werden deshalb auch die Krise vorerst andauern lassen. Und deshalb müssen wir der Bevölkerung den Zustand der Wirtschaft und die Dinge, die wir tun wollen, klar und deutlich erklären und damit abholen”, betonte Milei im Interview mit LN+. „Uns stehen ganz klar sechs harte Monate bevor“, erklärte Argentiniens zukünftiger Staatschef.
Ich wünsche den Menschen in Argentinien viel Kraft. Es stehen harte Zeiten bevor.